Fr. 23.10.1992 - 20:00 Uhr EC Kassel - SV Bayreuth 3:3 (2:0/1:3/0:0)

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Der EC Kassel hat in der 2. Eishockey-Bundesliga einen Angstgegner. Beim 3:3 (2:0, 1:3,0:0) gegen den SV Bayreuth gab es am Freitag in der Eis Sporthalle am Auestadion wieder keinen Heimsieg gegen die Mannschaft aus Franken. Dennoch gingen die 4000 ECK-Fans nicht unzufrieden nach Hause. Das Team von Trainer Jerzy Potz hatte ihnen gezeigt, was sie sehen wollten. Tolle Torwartparaden, krachende Schlagschüsse, ästhetische Dribblings und durchdachte Kombinationen. Daß es trotzdem nur zu einem Teilerfolg reichte, lag an der mangelnden Defensivarbeit der Spieler, die sich Stürmer nennen, aber eigentlich auch die Aufgabe haben, die Aktionen des Gegners zu stören. In den ECK-Sturmreihen stehen einige Künstler und ein paar Handwerker, aber keine Akteure, die bereit sind, die Drecksarbeit zu machen. Eine Mannschaft wie Bayreuth bestraft dies erbarmungslos. Trainer Potz sieht keinen Ausweg aus dem Dilemma. „Bei Heimspielen müssen wir agieren, müssen offensiv spielen und Druck machen. Da ist es dann schwer, immer rechtzeitig den Rückwärtsgang einzulegen", macht der Coach Zugeständnisse an das Publikum, das natürlich lieber eine stürmende als eine abwehrende Mannschaft sieht. Die Folge ist, daß zwischen den Verteidigern und den Stürmern stets eine große Lücke klafft, die zu schnellen Kontern förmlich einlädt. So sieht es auch Milan Mokros, der sich über die mangelnde Unterstützung der Stürmer beklagt. „Wenigstens jeweils ein Stürmer müßte sich mehr um die Defensive kümmern", sieht Mokros die Nachteile des Hurra-Stils. Der Verteidiger hatte am Freitag aber noch mehr Grund, sich zu ärgern. Eine Zerrung im Oberschenkel behinderte ihn so stark, daß er zum Schlußdrittel gar nicht mehr antrat. Sein Einsatz heute in Bad Nauheim (Anpfiff 19 Uhr) ist ebenso gefährdet wie der von Jan Baron, der ebenfalls von einer Zerrung geplagt wird. Trotz der beschriebenen Unzulänglichkeiten will Potz seinen Spielern keine Vorwürfe machen. „Bayreuth hat sehr diszipliniert gespielt und war nach Augsburg die beste Mannschaft gegen die wir bisher zu Hause antreten mußten", machte Kassels Coach den Kontrahenten ein Kompliment. Lob hatten sich aber auch einige Spieler der Gastgeber verdient. So war Torwart Sepp Kontny der gewohnt sichere Rückhalt, boten Mokros und Macholda bis zu Mokros' Ausscheiden die bekannt solide Leistung, und lief das Duo Egen/Brittig den meistens herausragenden Morrison, und Hills lange Zeit den Rang ab. Jürgen Trattner dagegen hätte gegen seine alten Mannschaftskameraden sicherlich gern spektakulärer aufgetrumpft. Aber die Taktik hat Potz dazu gezwungen, das Duo Brittig/Trattner auseinanderzureißen. „Die sind beide in den Puck verliebt und deshalb besonders anfällig für Konter", erklärte der Trainer.

Quelle: HNA