Sa. 29.03.1997 - 18:00 Uhr Kassel Huskies - Eisbären Berlin 6:3 (4:1/2:0/0:2)

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Rüden Eisbären die sportlich beste Antwort gegeben

Nur noch ein Sieg fehlt dem Kasseler Eishockey- Team zum Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft.

Sport und Krieg - das darf nicht in einem Atemzug genannt werden. Doch das dritte Halbfinalduell zwischen den Kasseler Huskies und den Berliner Eisbären wurde auf dem Eis zur Schlacht und diesseits der Bande von randalierenden Hauptstädtern zum Chaostag umfunktioniert. „Das war kein Eishockey mehr", befand Morgan Samuelsson, mit zwei Treffern einer der Väter des Kasseler 6:3 (4:1, 2:0, 0:2)- Erfolges. „Das war nicht einmal nur schmutziger Sport, sondern einfach nur billig und primitiv". Immerhin: „Wir haben den angebotenen Schlagabtausch angenommen und dann sportlich die einzig passende Antwort gegeben", bilanzierte Kapitän Dave Morrison. „Nach dem Geschehen vom Donnerstag haben wir gewußt, was uns heute erwartet", sagte Trainer Gerhard Brunner. Nicht einmal konnten seine Mannen gefahrlos Atem holen, stets mußten sie auf Stockschläge, rüde Cross-Checks oder Fausthiebe gefaßt sein. Doch die Truppe zeigte demonstrativ Selbstvertrauen, allen voran Brunner: „Die Berliner haben nur eine einzige Chance uns zu schlagen - durch Ruppigkeiten. Mit rein spielerischen Mitteln werden sie uns nie packen." Gewiß, beim 4:5 in Berlin waren die Kasseler zu weit entfernt vom Mann, ließen dem Gegner zuviel Raum. Doch an diesem Samstag zeigten sie wahre Klasse. Kompakt in der Defensive, unbändig stark in den Ecken und mit toller Spielanlage legten sie den Grundstein zum Erfolg. Brunner: „Wir hatten mehr Biß und mehr Willen. Und wir haben die Bären an die Wand gespielt." Einen kapitalen Fehlpaß Andrusaks bestrafte Vento mit dem 1:0 (3.), Strafzeiten von Nienhuis und Schertz quittierte Samuelsson mit dem 2:0 (5.). Als dann auch noch Johnstons Hammer genau im rechten Giebel zum 3:0 (12.) einschlug - wieder saß Nienhuis -, war bereits eine Vorentscheidung gefallen. „Da haben wir gedacht, es sei schon Ostern", klagte Berlins Coach Kennedy angesichts der „Gastgeschenke". Damit aber war es kurz darauf vorbei. Denn nach 12:15 Minuten bekamen sich der Kasseler Sten und Govedaris in die Wolle. Nichts Aufregendes, doch als der Berliner auch noch den liegenden Torwart Cagas attackierte, eskalierte die Situation zur Massenrauferei. Die Folge: Govedaris und Sten mußten auf die Strafbank, Evtushevski und McKim gar zum Duschen. Als Sekunden später auch noch Boos und Steen die Fäuste fliegen ließen, kassierte Steen wie „Shevi" und McKim eine Spieldauerdisziplinarstrafe (kann Dienstag spielen), Boos muß aufgrund einer Matchstrafe aber im vierten Duell pausieren. Obwohl Referee Slapke nicht nur in dieser Szene das Verursacherprinzip vernachlässigte und einfach nur „aufräumte", verfehlte er nicht die Wirkung. Später ging es ruhiger zu, wenn auch nicht gesitteter. Eisbären- Anhänger warfen Becher und Böller aufs Eis, selbst eine Mahnung von Manager „Lenz" Funk („Wir wollen doch alle fair sein") per Hallenmikro verhinderte nicht, daß das erste Drittel 61 Sekunden früher abgepfiffen wurde - zur Beruhigung der Gemüter. Bis dahin hatte Fortier zwar auf 1:3 (16.) verkürzt, doch Hansson im Duett mit Seppo zum 4:1 (19.) bei Unterzahl (!) den alten Abstand wieder hergestellt. „Noch ist nichts entschieden", gab Funk Durchhalteparolen aus - Makulatur schon nach 34 Spielsekunden. Wiederum in Unterzahl düpierte nun Samuelsson die Eisbären mit dem 5:1 (21.). Als nach 27 Minuten im vierten Powerplay der dritte Treffer gelang, war die Partie entschieden. Seppo und Johnston hatten „Eis- Schach" kredenzt und Millar maßgerecht die Scheibe serviert. Nach wochenlanger Durststrecke erzielte der Torjäger mit dem 6:1 endlich seinen 24. Saisontreffer. Govedaris (41.) und Leask (47.) sorgten zwar noch für Ergebniskosmetik, doch die Huskies fahren zum vierten Duell am Dienstag (19.30 Uhr) in Berlin mit dem Ziel, den Finaleinzug mit dem dritten Sieg sicherzustellen. Samuelsson: „Die Eisbären haben uns so richtig heiß gemacht. Mit einem souveränen Schiedsrichter haben wir eine gute Chance." Wenn Mannheim heute Landshut ausschaltet, wird dieses Spiel wieder live in der Eissporthalle übertragen - auf einer größeren Leinwand.


Kassel Huskies - Eisbären Berlin 6:3 (4:1/2:0/0:2)
1:0 (02:09) Vento
2:0 (04:44) Samuelsson (Eakin, Öhman) 5-3
3:0 (11:29) Johnston 5-4
3:1 (15:25) Fortier (Hede) 3-3
4:1 (18:13) Hansson (Seppo) 4-5
5:1 (20:34) Samuelsson 4-5
6:1 (26:28) Millar (Johnston, Seppo) 5-4
6:2 (40:24) Govedaris (Mayer)
6:3 (46:16) Leask (Fortier, Brunetta)

Zuschauer: 6300

Schiedsrichter: Slapke