So. 09.10.1983 - 19:00 Uhr EHC Essen-West - ESG Kassel 11:1 (4:0/3:1/4:0)
„Zwischen
uns und dem EHC Essen-West lagen
heute Eishockey-Welten", bekannte
der Trainer des ESG Kassel, Jaromir
Frycer, freimütig nach der 1:11(0:4,
1:3,0:4)-Schlappe seiner Mannschaft
beim Tabellenführer in Essen. Der
Aufsteiger aus Nordhessen hatte an
diesem Tage auch nicht den Hauch
einer Chance.
Und wer weiß, wie es ausgegangen
wäre, wenn die ESG Kassel nicht einen
Norbert Scholz im Tor gehabt
hätte. Der Deutsch-Kanadier hielt,
was nur zu halten war. Trotz der
zehn Gegentreffer (den elften kassierte
Ralf Eichler, da Scholz wegen
einer Oberschenkelzerrung zwei Minuten
vor Ende der Partie ausgewechselt
werden mußte) war der
Kasseler Torhüter bester Spieler seiner
Mannschaft. Das honorierten
auch die 4 300 Zuschauer, die den
sympathischen Ex-Essener mit prasselndem
Beifall in der 58. Minute
verabschiedeten. Ob Scholz am kommenden
Freitag beim Spiel der ESG
in Frankfurt zwischen den Pfosten
steht, ist zur Zeit zumindest äußerst
fraglich. Scholz am Sonntagabend:
„Ich glaube kaum."
Die ESG wirkte in Essen ängstlich
und schien die Begegnung bereits vor
dem Anpfiff verloren gegeben zu haben.
Die von der Essener Abwehr so
geiürchteten Stürmer Tarves und
Cummins konnten sich nie durchsetzen,
geschweige denn ihre Torgefährlichkeit
ausspielen. Die Essener
Abwehr, die nach dem Ausfall von
Jan Benda über die gesamte Spielzeit
mit nur drei Verteidigern auskommen
mußte, war jederzeit Herr der
Lage.
Allerdings mußten auch die Kasseler
auf einige Stammspieler verzichten.
So fehlte Kouba, gaben die grippekranken
Jarocki und Fabig bereits
nach 10 bzw. 20 Minuten auf. Ebenfalls
nicht mit von der Partie war
Andreas Jochinke, der nach Aussage
von Mannschaftskameraden von
Trainer Frycer nach dem HamburgSpiel
aus dem Kader entfernt wurde.
Überhaupt scheinen Mannschaft und
Trainer in Kassel nicht mehr auf gleicher
Wellenlänge zu funken, denn
völlig überraschend ordnete Jaromir
Frycer am Samstag an, daß die Stereoanlage
aus der Mannschaftskabine
entfernt werden müsse.
Ein Riesenkompliment machten
die Kasseler Spieler und Offiziellen
dem Essener Publikum. Trainer Frycer:
„So etwas wie in Essen habe ich
noch nicht erlebt. Dieses Publikum
ist das beste aller Zweitligisten. Bei
uns in Kassel wird nach dem ersten
Fehlpaß bereits gepfiffen." Die Gäste
aus Kassel hatte besonders beeindruckt,
daß Spieler und Trainer der
Essener noch 15 Minuten nach Spielschluß
von 2000 unentwegten Zuschauern
mit Sprechchören aus der
Kabine gerufen wurden.
Torfolge:
1:0 (8.) Sprey,
2:0 (10.)
Hardy,
3:0 (17.) Sprey,
4:0 (19.) Hardy,
4:1 (29.) Slanina,
5:1 (33.) Hardy,
6:1 (35.) Litschke,
7:1 (38.) Blumenschein,
8:1 (50.) Blumenschein,
9:1 (53.) Litschke,
10:1 (55.) Blumenschein,
11:1 (59.) Koch.
Strafminuten:
Essen 8 - ESG 10.
Quelle: HNA