Fr. 28.10.1983 - 20:00 Uhr EC Braunlage - ESG Kassel 4:4 (2:1/0:1/2:2)

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EC Braunlage - ESG Kassel 4:4

Der Schläger von Cary Cummins sauste am Freitagabend im hohen Bogen aus der halboffenen Braunlager Halle hinaus in die Finsternis, Flüche sprudelten den Kasseler Spielern über die Lippen und Trainer Frycer raufte sich die Haare. 104 Sekunden vor der Schlußsirene bestraften ausgerechnet der Ex-Kasseler Graf und im Nachschuß Meister einen Fehler des sonst so souveränen Abwehrstrateges Jarocki mit dem 4:4-Ausgleichstreffer, der die ESG-Cracks einen durchaus möglichen Sieg kostete. „Können wir denn nicht einmal 60 Minuten lang ohne Fehler durchspielen?" fragte Frycer entnervt nach Spielschluß. Doch schon wenige Minuten später sah er das Ganze mit anderen Augen. „Uns haben heute zum Sieg nicht 104 Sekunden, sondern zwei Jahre gefehlt", spielte der Tscheche auf die Unerfahrenheit der jungen Kasseler Garde an. Aber eben diese jungen Burschen machten Coach, Vorstand und den wenigen mitgereisten Kasseler Fans in Braunlage viel Freude. Der zweite Block mit Schödl und Fabig in der Verteidigung sowie den Stürmern Gebel, Hager und dem mit 24 Jahren in dieser Formation ältesten, Peter Kouba, war das Trumpf-As an diesem Abend. Zunächst stoppen vor allem Gebel und Hager immer wieder die Angriffsversuche des dunkelhäutigen ECB-Torjägers Marson, später wirbelten sie mit rasant vorgetragenen Attacken ein ums andere Mal die längst nicht sattelfeste Abwehr der Harzer gehörig durcheinander. Vor allem im Mitteldrittel, als Frycer das Forechecking verstärken ließ und das zu Beginn etwas vorsichtigere System aufgab, verhinderte Braunlages Super-Torwart Wojtynek größeren ESG-Erfolg. In dieser Phase war für die Nordhessen sicher mehr drin als lediglich der Ausgleich zum 2:2 durch Gebel nach 35 Minuten. Das taktische Konzept der BlauWeißen schien dennoch aufzugehen, als Tarves und später Fabig die ESG in Front schössen. .Wir haben hervorragend gekämpft und die Braunlager 40 Minuten lang unter Druck gesetzt, da mußte die Abwehr einfach anfällig für unsere Angriffe werden", meinte Frycer. „Wir haben am Ende alles auf eine Karte gesetzt und mit Glück, vor allem aber mit der Unterstützung durch unsere Fans noch einen Punkt gerettet", war's ECB-Spielertrainer Eugen Niesporek zufrieden. Der langjährige Freund und Schüler Frycers wollte seinen „Lehrherrn" erstmals bezwingen, aber obwohl er sich .diesmal ganz sicher" war, gelang es nicht. „Vielleicht klappfs beim nächsten Mal", zwinkerte Frycer dem Braunlager zu. Oder meinte er mehr die eigene Truppe? Vor ausverkauftem Haus (2 500 Zuschauer) wurde in Braunlages deutlich, daß Tarves sein Tief scheinbar überwunden hat. Wie schon im letzten Training schoß der Torjäger wieder wesentlich plazierter als noch vor Wochenfrist und war zweimal erfolgreich. Besonderes Lob heimste einmal mehr auch Torwart Ralf Eichler ein, der seinem Gegenüber Wojtynek in nichts nachstand und eine erstklassige Leistung bot. .Das war eine schöne Überraschung für mich", freute sich Frycer über die tollen Reflexe des Keepers. Andererseits ist für zwei ESG-Akteure die zweite Bundesliga derzeit eine Nummer zu groß: die unbeweglichen Bauerreiß und Jochinke werden sich vermutlich etwas einfallen lassen müssen, wenn sie auf längere Sicht im Kader bleiben wollen. In der Form vom Freitag wird der Trainer jedenfalls ihre Aufstellung ein weiteres Mal wohl nur schwerlich rechtfertigen können.
Torfolge:
1:0 (2.)Guzowski (Marson),
1:1 (4.) Tarves (Cummins - 4:5),
2:1 (6.) Sommer (Meister - 5:4),
2:2 (35.) Gebel (Hager),
2:3 (48.) Tarves, 3:3 (49.) Harbich,
3:4 (56.) Fabig (Hager),
4:4 (59.) Meister (Graf).

Quelle: HNA