Fr. 02.01.1981 - 20:00 Uhr ESG Kassel - Hamburger SV 5:6 (1:2/0:3/4:1)

Vorverkauf für das Schlagerspiel ESG-HSV

Kassel. Am kommenden Freitag, 20 Uhr, beginnt mit dem Schlagerspiel gegen den souveränen Meister der Eishokkey- Oberliga Nord für die ESG Kassel die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Karten im Vorverkauf sind an der Kasse der Kasseler Eissporthalle und in den üblichen Vorverkaufsstellen ab sofort erhältlich.


ES6 fordert HSV erneut zum Duell

Aufstiegsrundenstart am Freitag in der Kasseler Eissporthalle

Kassel. Nach der weihnachtlichen Ru- hepause rüsten die nordhessischen und südniedersächsischen Eishockey-Fans wieder zum Zug nach Kassel. Am kommenden Freitag um 20 Uhr wird die Eissporthalle am Auestadion nämlich wieder ein ganz besonderer Anziehungspunkt sein, trifft doch die Mannschaft der ESG Kassel im ersten Aufstiegsrunden- Qualifikationsspiel auf den Oberliga- Spitzenreiter Hamburger SV. Eine Schlagerpartie, die bestimmt auch In ihrer zweiten Auflage in nordhessischen Gefilden ihre Anziehungskraft nicht verfehlen wird. Noch keine drei Wochen ist es her, als sich der HSV mit seinem sowjetischen Starspieler Alexej Mischin in Kassel vorstellte, und obwohl die ESG das damalige Spiel mit 4:8 verlor, hatte wohl keiner der 2500 Zuschauer sein Kommen bereut. In einer großartigen Partie, in der die große Zuschauerkulisse für eine fantastische Atmosphäre sorgte, hatten die Kasseler dem hohen Favoriten von der Alster bis kurz vor Schluß mit 4:5 erfolgreich Paroli geboten. Erst drei Minuten vor dem Ende brach die ESG zusammen, und die Hamburger, bei denen Mischin seine Mit- Spieler immer wieder in hervorragende Schußpositionen brachte, kamen noch besonzu drei Treffern. Es wäre wohl etwas vermessen, würde man den Kasselern diesmal gegen den Topfavoriten eine erfolgreiche Revanche zutrauen, aber in den bisherigen Spielen hat sich gezeigt, daß die Hansestädter den ESG-Cracks „liegen". Allerdings werden sich die Blau-Weißen diesmal vom HSV in der Schlußphase kaum noch einmal so „unterbuttern" lassen wie im Dezember-Punktspiel. Um den neuralgischen Punkt der Mannschaft, die Abwehr, zu verstärken, hat die ESG mit dem EX-Herner Erwin Forster noch einen hochkarätigen Verteidiger verpflichtet, der die löcherige Kasseler Abwehr auf jeden Fall verstärken wird. Daß dies kein bloßer Wunschgedanke ist, zeigte bereits das Freundschaftsspiel gegen Bad Nauheim, wo die ersatzgeschwächte ESG zwar böse unter die Räder kam, Forster bei seiner Premiere im Kasseler Team aber schon einen guten Eindruck hinterließ. Zum Duell mit den Hamburgern wird ESG-Trainer Jaromir Hudec wieder eine schlagkräftige Truppe aufbieten können. Lediglich Danny Coutu spielt nicht, da er eine Fußverletzung auskurieren muß. Eintrittskarten für dieses Schlagerspiel können im Vorverkauf noch im Sporthaus Steinmetz (Bebelplatz), Im Schreibwarengeschäft Schmirmund (Baunatal) und in der Eissporthalle erworben werden. Noch immer herrscht Ungewißheit über den achten Teilnehmer an der Aufstiegsrunde der Oberliga Nord. Sowohl Preußen Berlin, als auch der Grefrather EC haben für das Freitagspiel gegen die Eintracht Quartiere in Frankfurt bestellt. Die Berliner, weil sie wegen des besseren direkten Vergleichs in der Vorrunde vor Grefrath liegen. Die Grefrather, weil sie in erster Instanz die Punkte aus dem mit 2:6 im November verlorenen Spiel gegen Hannover zugesprochen erhalten haben sollen. ,Das kommt doch gar nicht in Frage", erregten sich Vertreter des EC Hannover: „Wir gehen gegen diese unverständliche Entscheidung bis vor die höchste Instanz des DEB." Der ECH soll die Punkte gegen Grefrath verlieren, weil die Mannschaftsleitung vergessen hatte, den Spieler Rentsch damals ins Spielformular einzutragen.


5:6 - ESG Kassel fehlten nur noch 58 Sekunden!
Enttäuschung nach dem Jubel HSV siegte vor 3500 Zuschauern in letzter Minute
Durch ein Wechselbad der Emotionen wurden die rund 3500 (!) Eishockey-Fans am späten Freitagabend in der Kasseler Eissporthalle gezogen. Von überschäumender Freude bis zur abgrundtieien Enttäuschung reichte die Skala der Gefühlsausbrüche, deren Punkte in dieser fairen Partie abwechselnd erreicht wurden, ehe die Schlußsirene dem Spitzenreiter Hamburger SV in diesem ersten Spiel der Oberliga-Endrunde einen im Endeffekt glücklichen 6:5 (2:1, 3:0, 1:4)-Erfolg über die ESG Kassel sicherte.
Kurz vor Schluß dieses Spiels - wir berichteten bereits in einem Teil unserer Auflage darüber — sah es noch nach einer Sensation aus. In einer furiosen Aufholjagd hatte die ESG Kassel einen nicht mehr einholbar geglaubten 1:5- RUckstand zum 5:5 wettgemacht, und die jubelnden Zuschaer rechneten bereits mit einer Punkteteilung. Doch es sollte anders kommen! Ein Querpaß auf den überragenden Hamburger Stürmer Siegfried Reiß und dessen unhaltbarer Schlagschuß ließen die Hoffnungen der Fans wie eine Seifenblase platzen. Zu diesem Zeitpunkt zeigte die Hallenuhr noch ganze 58 Sekunden Spielzeit an! Danach hatten die blau-weißen ESGer sogar.noch eine faustdicke Chance zum erneuten Ausgleich, aber bei einem wilden Getümmel vor dem HSV-Tor stoppte ein Hamburger Spieler den Puck bej einem Schuß von Berwald mit dem Knie auf der Torlinie. HSV-Torhüter Chrobok war bereits geschlagen. Die tiefe Enttäuschung, mit der sich die ESG-Fans auf den Heimweg machten, hatte bereits kurz nach Spielbeginn auf die Ränge übergegriffen. HSV-Star Mischin, der einen Abspielfehler nutzte, und Felden mit einem Alleingang hatten den Spitzenreiter bis zur 6. Minute bereits mit 2:0 in Front gebracht. „Daß wir. zu Anfang immer gleich hinten liegen müssen", stöhnte ESG-Vorsitzender Rüdiger Seehof gequält auf. Der Anschlußtreffer von Nierich, nach herrlicher Vorarbeit von Berwald, sorgte nur für ein kurzes Stimmungshoch, denn im zweiten Drittel sollte das „dicke Ende" folgen. Das Unheil begann bereits in der 22. Minute, als Prundo das ESG-Tor umkurvte und Torhüter Weiß mit einem Schlenzer ins kurze Eck überlistete — ein plumper „Bauerntrick"! Da sich die Kasseler Stürmer (Tarves, Konecki) weiterhin im Auslassen von klaren Torchancen überboten, riß der dünne ESGSpielfaden im Mitteldrittel vollkommen ab. Fehlpässe und Mißverständnisse häuften sich, Uberzahlspiel (wie gehabt) brachte fast mehr Gefahr für das eigene, denn für das Tor der Gäste. Um so überraschender die positive Wende im Schlußdrittel, oder besser, so überraschend nun auch wieder nicht! Eine einfache, dafür aber um so notwendigere taktische Änderung der Mannschaft brachte den Kasseler Eishockey- Expreß plötzlich auf volle Touren. Der großartig aufspielende Turney wurde von seinem Verteidigerposten in den ersten Sturm beordert, Bunkowski rutschte in die zweite Angriffsreihe und der Ex-Braunlager Busch durfte endlich zeigen, daß er als Verteidiger anstatt Stürmer ebensoviel wertvoller ist wie die Mark gegenüber dem Pfennig. Es erhebt sich dabei nur die Frage, warum trainiert Danny Coutu mit der Mannschaft dieses System über eine ganze Woche in Abwesenheit von Trainer Hudec, wenn dieser sich vor dem Spiel mit dem Kanadier noch nicht einmal bespricht, ihn von der Bande wegschickt und erst im letzten Drittel das (erfolgreiche) Trainingskonzept übernimmt? Hier scheinen interne Querelen die sportlichen Aspekte wieder einmal in den Hintergrund gedrängt zu haben. Im Angriffswirbel der ESG - nur noch mit zwei Sturmreihen — zeigten die Hamburger, auch der bis dahin überragende Torhüter Chrobok. Nerven. Nachdem Forster mit einem fulminanten Schlagschuß zum 2:5 sein erstes Tor für die ESG erzielt hatte, nutzte Tarves einen Abspielfehler des HSV zum .3:5. Die Halle tobte, als Berwald dem HSV-Keeper den Puck zum 4:5 durch die Beinschoner schob und glich gar einem Tollhaus bei Turneys Alleingang, den er zum Ausgleich nutzte. Das bittere Ende ist bereits bekannt... Im ESG-Team überragten an diesem Abend Turney und der bärenstarke Berwald. Neuzugang Forster bewies seine Abwehr- und Schußqualitäten, hingegen fehlt ihm verständlicherweise noch die mannschaftliche Bindung. Ein leichter Aufwärtstrend war auch bei Fauerbach zu beobachten, wenngleich es seinen Schlagschüssen noch immer am rechten Maß mangelt. Eine gute Note muß man audi Torhüter Weiß ausstellen, obwohl er an zwei Treffern zumindest nicht schuldlos erschien.

ESG Kassel: Weiß (Müller) - Fauerbach, Forster - Turney - Tarves, Konecki, Bunkowski - Nierich, Berwald, Busch — Fritsch, Hofmann, J. Resch.

Hamburger SV: Chrobok (Poderozki) - Prundo, Kümmelfeld - Dreher, Scherf - J. Zeppernick — Oswald, Reiß, Mischin - Julius, Wulf, Rödger - Römer, Felden. Kohli - H. Zeppernick.

Schiedsrichter: Lacher/Kurz (Mannheim/ Braunlage).

Zuschauer: 3500. Tore:
0:1 Mischin (5.),
0:2 Felden (6.),
1:2 Nierich (11.),
1:3 Prundo (22.),
1:4 Rödger (31.),
1:5 Reiß (35.),
2:5 Forster (42.),
3:5 Tarves (45.),
4:5 Berwald (54.),
5:5 Turney (56.),
5:6 Reiß (60.).
Strafzelten: ESG 2 Minuten - HSV 8.

Quelle: HNA