Fr. 28.02.1986 - 20:00 Uhr Eintracht Frankfurt - ESG Kassel 4:3 (0:2/0:1/4:0)

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Schlußsirere in Deutschlands modernster Eisarena. Dave O'Brien zertrümmert wutentbrannt seine Kelle an der Bande, Erwin Forster heult wie ein Schloßhund, Tore Hedwalls Gesicht hat sich aschpfahl verfärbt - Szenen einer grenzenlosen Enttäuschung. In der Kabine frißt sich bei allen der Frust fest, Begräbnis-Stimmung allenthalben. Derweil gröhlt Frankfurts fanatisches Publikum seine Kufenstars zur x-ten Ehrenrunde zurück aufs Eis. Und EintrachtCoach Jorma Siitarinen, der große Schweiger aus Finnland, der sich später einen einzigen kommentierenden Satz abringen lassen wird („Ob glücklich oder nicht, ich bin zufrieden"), zeigt Regung, so als wolle ein trainierender Eisblock das „Land des Lächelns" inszenieren. Ganze zwei Minuten und 43 Sekunden lagen zwischen steilem Aufstieg und jähem Absturz, zwischen Triumph und Tragik. 163 Sekunden, in denen ESG-Träume wie ein Kartenhaus in sich zusammensackten; in denen die Frankfurter Eintracht, gleichsam wie von Furien gehetzt durch den üppigen Prämiensegen von den Rängen (insgesamt rund 5 000 Mark), zwischen der 53. und 55. Minute einen O:3-Rückstand in einen 4:3 (0:2, 0:1, 4:0)-Sieg umdrehte. So lange hatten die Kasseler Eishockey-Cracks mit den überragenden Stützen Novak, Dvorak und O'Brien der Eintracht eine Lektion vor allem in Sachen Forechecking verabreicht. Und das mit dem allerletzten Aufgebot! Neben Trzecak mußten kurzfristig auch noch der grippekranke Kolodziejczak und der handverletzte Rybin das Handtuch werfen, konnte Tore Hedwall aus einem eh schon zu schmalen Kader nur noch zwei Fünferblöcke aufs Eis schicken, die allerdings für eine ganze Streitmacht schufteten. Das Glück der wie ein Wunder anmutenden 3:0-Führung zerrann, als Vorliceks Treffer zum 1:3 in ESG-Reihen eine mittelschwere Panik auslöste, die vorher so exzellente Deckungsarbeit sich vorübergehend in ein Nichts auflöste und Frankfurts Verteidiger dankbar die Offerte zum munteren Scheibenschie- ßen annahmen. Ironie brüderlicher Rivalität: Als Erwin Forster wie alle anderen ESGern für wenige Momente schwarz vor Augen wurde, langte Bruder Helmut zweimal hin. Mit seinen beiden Schlagschüssen zu den Toren Nummer zwei und drei fädelte der Eintracht-Kapitän den Frankfurter Sieg ein. „Das war die bitterste Niederlage dieser Saison", klagte ESGTrainer Tore Hedwall. Abgehakt, vergessen!

Quelle: HNA