So. 15.08.1993 - 19:00 Uhr EC Kassel - Eisbären Berlin 1:4 (1:1/0:1/0:2)
„Zu eng, zu dick und
zu warm." Nein, die Montur der
Eishockey-Spieler wird Gunda
Niemann gewiß nicht mehr oft
mit dem hauchdünnen Rennanzug der Eisschnelläufer tauschen.
„Ich werde schon bei
meinem Sport bleiben", verkündete
die Olympiasiegerin,
die das Bad in der Menge der
Eishockey-Fans genoß und
lautstark gefeiert wurde.
Die Eisflitzerin aus Erfurt
setzte den ersten Akzent bei der
Heimpremiere des EC Kassel,
auch wenn sie nach wenigen
Sekunden und einem „mächtigen"
Schlagschuß rasch weiter
reiste ins Trainingscamp nach
Frankreich. Doch sie hatte immerhin
Rupert Meister im Tor
der Berliner Eisbären so nachhaltig
warmgeschossen, daß
dieser zu einem „Top-Rückhalt
der Mannschaft wurde und uns
den Sieg gerettet hat". So beschrieb
Gästecoach Walter Kö-
berle später ein Spiel, in dem
der Bundesligist gegen die ambitionierten
Gastgeber keinen
Klassenunterschied demonstrierten
konnte, sondern allein
durch seine bessere Chancenauswertung
mit 4:1 (1:1, 1:0, 2:0)
die Oberhand behielt. Köberle:
„Nach achtstündiger Busfahrt mit Abstecher nach Bischofferode
waren die Jungs müde, au-
ßer dem Ergebnis hat bei uns
nicht viel gestimmt."
Eine Bilanz, die noch negativer
ausgefallen wäre, wenn der
ECK seine Schußdominanz allein
im ersten Drittel (22:7) zu
mehr Treffern genutzt hätte.
Nur Kapitän Brian Hills (wer sonst?) traf ins Schwarze, Kasperczyk,
Bannatyne, Ahne
und Millar vergaben im weiteren
Verlauf die klarsten Gelegenheiten
oder scheiterten an
Meister. „Da hapert es noch, zumal
wir auch die Blöcke neu
formiert haben. Aber Kampfgeist
und Körpereinsatz waren
schon recht gut," zeigte sich
Cheftrainer Ross Yates zufrieden
mit der Heimpremiere. Er
sah wie 2600 Zuschauer bei tropischer
Hitze trotz mieser Belüftung
und etlicher defekter
Lampen eine später logischerweise
körperlich nachlassende
ECK-Garde, der das harte Konditionstraining
der letzten Tage
deutlich anzumerken war. „Wir
werden jetzt etwas kürzertreten
und mehr Wert auf Taktik und
Spielverständnis legen," blickt
Yates frohen Mutes nach vorn.
Schon heute (20 Uhr) gegen
das Star-Ensemble der Kölner
„Haie" (mit den Assen Heiß,
Mayr, Mende, Schiffl, Sandner,
Lupzig und Stefan) kann der
Caoch vertrauen auf das prächtig
harmonierende Trio Kasperczyk,
Millar, Pacula und
den Ehrgeiz der restlichen
Stürmer im Kampf um die Plätze
im Team. In der Abwehr freilich
hätte Yates gern eine etwas
größere Auswahl, denn gegen
die Eisbären zeigte allein Oldtimer
Vlado Macholda die nötige
Souveränität.
Quelle: HNA