Fr. 21.02.1986 - 20:00 Uhr Augsburger EV - ESG Kassel 6:1 (1:1/2:0/3:0)

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Im dritten Aufstiegsspiel zur Eishockey-Bundesliga muß- te sich die ESG Kassel gestern abend Süd-Meister Augsburg deutlich mit 6:1 (1:1, 2:0, 3:0) geschlagen geben. Dabei konnten die Blau-Weißen nur im ersten Drittel mithalten und muß- ten sich dann der Wucht der Augsburger Angriffsmaschinerie beugen. Zumindest im ersten Drittel schien es so, als sollte das taktische Konzept von ESG-Trainer Tore Hedwall aufgehen. Mit konsequentem Forchekking und gutem Stellungsspiel in der Abwehr, ließ man die gefürchteten Augsburger Angreifer nicht zur Entfaltung kommen. Eigene Konter blieben zwar selten, doch wurden sie geschickt über die Flügel vorgetragen und brachten die Bayern einige Male in arge Bedrängnis. So in der 13. Minute, als Rybin die ESG nach Zuspiel von Langlois und Dvorak mit 1:0 in Front brachte. Nur vier Minute später hatte Dave O'Brien bei einem Break die Möglichkeit auf 2:0 zu erhöhen, doch scheiterte er am ausgezeichneten AEV-Keeper Merk. Psychologisch wichtig dann für die Gastgeber, daß Rick Laycock zwölf Sekunden vor Ende des ersten Drtttels im Nachschuß - Novak hatte einen Sulak-Schuß nach vorn abprallen lassen - den Ausgleich besorgte. Im Mitteldrittel entwickelte sich das Spiel immer mehr zu einer Einbahnstraße in Richtung ESG-Tor. Von den 6 500 Fans frenetisch nach vorn getrieben, belagerten die Augsburger das Kasseler Tor, sodaß weitere Tore nur eine Frage der Zeit waren. Sherlock (28.) und erneut Laycock sorgten denn auch für eine beruhigende AEV-Führung. Im Schlußdrittel schließlich brach die ESG kräftemäßig ein. Es machte sich deutlich bemerkbar, daß mit Koivunen und vor allem Don Langlois, der sich zudem mit O'Brien bei der Ergänzung des dritten Sturms abwechselte, grippegeschwächt in die Partie gingen. Steiert (42.), von Sigriz (55.) und Brusek (56.) stellten den hochverdienten Endstand her.

Quelle: HNA


Unter Wert besiegt - 1:6/ESG-Widerstand nach 30 Minuten erlahmt

Augsburg. Tore Hedwall, von der Grippewelle überspült, brachte kaum noch Krächzlaute über die Lippen. Aber auf die maliziöse Nachfrage eines Augsburger Journalisten nach der „Gurkenliga", gegen deren Meister'man gerade mit 1:6 (1:1, 0:2, 0:3) die Segel gestrichen habe, fuhr der Coach der Kasseler ESG aus der Haut: „Nichts, gar nichts habe ich mit diesem dummen Spruch zu tun. Dafür haben andere geradezustehen." Natürlich, die verächtlichspitze Note hatte Rekordnationalspieler Lorenz Funk im Vorfeld der Aufstiegsrunde der Südabteilung der 2. Bundesliga verpaßt. Und wie es sich manchmal so fügt, inzwischen hat sich der Berliner Eishockey-„Opa" nach den ersten beiden Bauchlandungen seiner Preußen an seiner eigenen Spitzzüngigkeit verschluckt, und' die Konkurrenz lacht sich ins Fäustchen. Die Musik in der Aufstiegsrunde spielt nicht in Berlin, sie spielt in Frankfurt oder eben auch in Augsburg. Und dabei hauen die Puckjäger aus der schwäbisch-bayrischen Metropole mächtig auf die Pauke. In der zugigen, offenen Arena beißen sich gewiß auch noch andere als die ESG die Zähne aus. Als deren aufopfernder Widerstand nach 30 Minuten weichgeklopft war, tanzten die Hedwall- Schützlinge nur noch nach der Augsburger Pfeife. Dabei war es nicht einmal vermessen, wie Tore Hedwall eine halbe Stunde lang von einem Erfolgerlebnis zu träumen. So lange hatte des Trainers Mini-Kader die Marschroute mit selten erlebter Effizienz aufs Eis umgesetzt und auf den Nerven des unter Zugzwang geratenden Favoriten herumgetrampelt. Frühes Stören beim Spielaufbau, Tempoverschleppung als Puffer gegen die Kombinationsdynamik der Augsburger und draufgesattelt kreuzgefährliche Konter - das klappte bis ins zweite Drittel hinein fast wie am Reißbrett, gestützt auf einen stoische Ruhe bewahrenden Jiri Novak im Tor (AEV-Trainer Zerres: „Der Beste bisher bei uns"). Mucksmäuschenstille gar in der Eisarena, als in der 13. Minute gleich der zweite Konter saß. Gegen Roman Rybins 1:0 auf Zuspiel von Langlois und Dvorak kam Augsburgs Junioren- Nationalkeeper Klaus Merk um Bruchteile zu spät. Wer weiß, wie der angeschlagene AEV reagiert hätte, wenn bei Breaks nicht O'Brien (17.) und später Major (27.) sowie erneut O'Brien (31.) „Hochkaräter" verschleudert hätten. „Wer solche Chancen verschenkt", machte Hedwall den Bruchpunkt im Spiel aus, „geht auswärts baden." Stattdessen nämlich profitierten die Hausherren mit ihrem brillanten Kanadier-Duo Laycock/ Sherlock zwölf Sekunden vor der Drittelsirene von einer zu kurzen Abwehr Novaks zum 1:1 und beantworteten Majors vergebene Chance im Gegenzug mit der 2:1-Führung. Danach gab es gegen die Wucht Augsburger Angriffsmaschinerie kein Halten mehr. Kondition und Widerstandskräfte der durch Trzecaks Fingerbruch dezimierten sowie durch den übernächtigten Heinrich, der in der Nacht vor dem Spiel Vater eines Sohnes geworden war, und die grippekranken Koivunen und Langlois weiter geschwächten ESG-Truppe erlahmten. Am Ende stand ein 1:6. Und doch sprach aus AEV-Trainer Heinz Zerres' Urteil einiger Respekt: „Wir haben die erwartet harte Nuß mit den Kasselern zu knacken gehabt."


Torfolge:
0:1 (13.) Rybin (Dvorak/Langlois)
1:1 (20.) Laycock(Sulak/Kostka)
2:1 (28.) Sherlock(Adam/Laycock)
3:1 (36.) Laycock (Adam/Prokop)
4:1 (42.) Steiert (Sulak/Brousek)
5:1 (55.) von Sigriz (Laycock/Neumüller)
6:1 (56.) Brousek (Sulak/Steiert)

Strafminuten: AEV 8, ESG 14.