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=== Viertelfinale vs. Preußen Devils Berlin ===
=== Viertelfinale vs. Preußen Devils Berlin ===
* Preußen Devils Berlin - '''EC Kassel Huskies''' 3:2 (3:4 n.V., 4:3, 5:1, 4:5 n.V., 3:1)
* '''Preußen Devils Berlin - Kassel Huskies 3:2 (3:4 n.V., 4:3, 5:1, 4:5 n.V., 3:1)'''
 
 
Trainer Hans Zach hatte den Spielern in der 1-wöchtigen Pause zwischen dem letzten Spiel gegen die Lions und dem ersten gegen die Devils ein paar Tage frei gegeben. In diesen Tagen schaute [[Branjo Heisig]] bei den Zweitligahandballern i Melsungen vorbei, andere schauten sich mal die 89ers an. Bereits einen Tag vor dem ersten Spiel reisten die Huskies nach Berlin. Geschlafen wurde im Econtel in Berlin-Tegel. Abends ging es für eine kurze Trainingseinheit auf das Eis und nach  dem gemeinsamen Abendessen zurück ins Hotel. 5454 Zuschauer, darunter ca. 100 Fans aus Kassel, hatten sich am Dienstag, dem 5. März, in der Eissporthalle an der Jaffeestraße eingefunden, um den ersten Play-Off-Auftritt beider Teams im Viertelfinale zu erleben. Sicherlich, die Berliner waren der haushohe Favorit und so richtig ernst schienen uns die Berliner vor dem ersten Bully noch nicht genommen zu haben, prangten doch überall schon die Spielankündigungsplakate für die Heimpartien des Play-Off-Halbfinales. Auch die Stadionzeitung der Devils hatte so manche Äußerung parat, die darauf schließen ließ.
 
Doch die Preußen wurden schon von der ersten Minute an eines besseren belehrt. 0:0 stand es nach 20 Minuten und die ersten kritischen Stimmen unter den Zuschauern wurden laut. Doch es sollte noch schlimmer kommen für die Devils. 39 Sekunden waren im zweiten Drittel gespielt, als Shevi das 0:1 für die Huskies markierte. Knapp neun Minuten später war Georg Güttler auf dem Posten und erhöhte auf 0:2. Toni Tanti konnte zwar bereits in der 11. Spielminute auf 1:2 verkürzen, doch ein Schlagschuss von [[Alexander Engel]] stellte 17 Sekunden vor der Drittelpause den alten Zwei-Tore-Vorsprung wieder her. Im letzten Drittel konnten die Devils durch Stillman und [[Jürgen Rumrich]] noch den 3:3 Ausgleich erzielen. Die Entscheidung musste also in der Overtime fallen. Alle Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und der Jubel kannte auf Seiten unserer Huskies keine Grenzen, als [[Mister Morrison]] auf [[Daniel Larin]] passte und dieser den Puck zum entscheidenden 3:4 über die Linie schob. 10 Minuten und 14 Sekunden waren zu diesem Zeitpunkt gespielt. In der Halle konnte man eine Stecknadel fallen hören, so ruhig und enttäuscht waren die Fans der Devils. In der anschließenden Pressekonferenz fasste sich der Devils-Coach Curt Lundmark recht kurz, auch er hatte wohl nicht mit solch einem starken Husky-Gespann aus Kassel gerechnet. Wie sehr dieses Spiel auch in Kassel verfolgt wurde, zeigte die Tatsache, dass über 900 Anrufer auf der Husky-Hotline anriefen um sich über den aktuellen Spielstand zu informieren.
 
1:0 Führung in der Serie, und nun ein Heimspiel. Allein diese Tatsache mobilisierte die Massen in Kassel. Im Huskies Sport und Mode bildeten sich schon lange vor der Ladenöffnung Schlangen von Fans, die noch eine Karte für das Spiel am Freitag ergattern wollten. Lockere 10000 Karten hätten auch für diese Partie abgesetzt werden können. Sehr groß war die Nachfrage im Sitzplatzbereich, doch nicht alle Kartenwünsche konnten erfüllt werden. So wurde das erste Heimspiel vor 6305 Zuschauern von Hauptschiedsrichter Chvatal 1930 Uhr angepfiffen.
 
Beide Teams traten in Bestbesetzung an und Bruce Eakin erzielte in der 26. Spielminute die 1:0 Führung für unsere Huskies. Der Devil O’Regan erzielte zwei Minuten später den Ausgleich und John Chabot erzielte sogar die 1:2 Führung, die jedoch fast im Gegenzug von Kwasigroch ausgeglichen werden konnte. So ging es mit einem 2:2 in die letzte Drittelpause. 53 Sekunden nach Wiederanpfiff war Jürgen Rumrich der Torschütze für die Devils und in der 57. Minute erhöhter der noch im ersten Spiel wegen einer Bauchmuskelverletzung fehlende Kapitän der Devils, Georg Holzmann, gar auf 2:4. Zwar machte Dave Morrison in der 58. Spielminute noch den 3:4 Anschlusstreffer, doch an diesem Tag ist einfach mehr drin gewesen. Wie sagte Hans Zach in der Pressekonferenz: „Es steht jetzt 1:1 und wir fangen praktisch wieder von vorne an.“
 
Am Sonntag, 10. März mussten unsere Huskies wieder in Berlin antreten. Spielbeginn war am Nachmittag um 15:00 Uhr, und es sollte der Nachmittag der Devils werden. Jedoch hatten die Verantwortlichen in Berlin mittlerweile erkannt, dass sie mit den Huskies nicht unbedingt so Schlitten fahren können, wie sie sich das vorgestellt hatten und traten ihrerseits ein klein wenig auf die Euphoriebremse. Sogar ein wenig neidisch waren sie auf solche Zuschauer, wie die in Kassel. So Zuschauer wünschten sie sich auch in Berlin – aber dies dürfte nur schwer möglich sein.
 
Die Berliner waren uns von er ersten bis zur letzten Minute dieser Partie spielerisch und auch körperlich haushoch überlegen, und so wunderte es niemanden, als am Ende ein verdienter 5:1 Sieg für die Devils heraussprang. Doch Hans Zach kündigte an, dass man sich am Freitag in Berlin zum alles entscheidenden Spiel wohl wiedersehen werde und versprach den Devils für das kommende Spiel in Kassel einen Kampf bis zum Umfallen.
 
In der erneut ausverkauften Eissporthalle wollten uns die Berliner bereits nach 01:49 in die Sommerpause schicken, als zu diesem Zeitpunkt Toni Tanti die 0:1 Führung erzielte. Und es kam noch schlimmer, denn in der 16. Spielminute war Gaetan Malo der Torjubel zum 0:2 vergönnt. In der 19. Spielminute war Dave Morrison in einer 5:4 Überzahlsituation derjenige, dem der Anschlusstreffer gelang. Mit einem 1:2 Rückstand ging es in die erste Pause. Und Hans Zach  hatte mit dem „Kampf bis zum Umfallen“ nicht zu viel versprochen, denn was jetzt folgte, wird auch noch in einigen Jahren in den Köpfen der Kasseler Eishockeyszene herumgeistern und für so manchen Gesprächsstoff sorgen. Bruce Eakin machte den Anfang für diesen Gesprächsstoff, denn er erzielte in der 25. Spielminute den 2:2 Ausgleichstreffer. Fabian Brännström brachte die Devils erneut in Führung, die jedoch Dave Morrison zum 3:3 ausgleichen konnte. In der 40. Spielminute überschlugen sich die Ereignisse, denn Schiedsrichter Schnieder aus Iserlohn gab einem Treffer zur 3:4 Führung durch Stephan Sinner, obwohl sich mit Toni Tanti ein Devil im Torraum der Huskies befand. Dies gefiel den Anhängern unserer Huskies ganz und gar nicht, und sie verschafften ihrem Ärger Luft, indem sie alles, was sich in ihren Händen befand, einfach auf die Eisfläche warfen. Auch die Moderatoren vom Hessischen Rundfunk mussten sich einiges an Wortspielen „gefallen“ lassen. Schiedsrichter Schnieder entschied, wie später selbst Sepp Kontny und Hans Zach befanden, korrekt auf Tor. Es waren nur noch 28 Sekunden im zweiten Drittel zu spielen, das Eis übersäht mit diversen Gegenständen, somit entschied sich Herr Schnieder, das Eis bereits jetzt neu aufbereiten zu lassen. Dieses Ereignis schweißte die Mannschaft und Fans noch weiter zusammen und die Huskies entfachten ein wahres Feuerwerk im letzten Drittel. Mehrere riesige Chancen wurden vergeben, die Fans klatschten, schrien und trommelten sich die Seele aus dem Leib und 52 Sekunden vor der Schlusssirene erlöste [[Tino Boos]] mit dem Ausgleichstreffer die Massen. Wieder einmal musste die Overtime die Entscheidung bringen. Das Eis wurde neu bereitet und die Fans erlebten eine Husky-Meute, die die Preußen regelrecht in ihrem eigenen Drittel festnagelte. Zahlreiche Möglichkeiten wurden erarbeitet und in der 70. Minute löste Dave Morrison mit dem Siegtreffer eine Sturmflut aus. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen, die Mannschaft lief eine Ehrenrunde, Ovationen für Hans Zach im VIP-Raum und auch die „Spione“ der anderen Teams freuten sich diebisch. Dem Düsseldorfer Coach Hardy Nilsson und dem Orga-Chef der DEG Hansi Sültenfuß sowie dem Co-Trainer der Kölner Haie Bernd Haake konnte ein fünftes Spiel zwischen den Huskies und den Devils nur recht sein, hatte der Gewinner nach dem Spiel doch nur einen Tag Pause bis zum Beginn der Halbfinalserie. Spontan wurde im VIP-Raum die ersten Anmeldungen für das  alles entscheidende Spiel in Berlin angenommen, und auch hinter der Sprecherkabine meldeten sich schon die Fans in Hundertschaften bei den Fan-Bus-Organisatoren Klaus Scherb und Jörg Markert an. Berlin, Berlin, alles will nach Berlin. Und sogar Radio-FFH gab einem Bus voller Frauen die Möglichkeit mit nach Berlin zu reisen.
 
Die Mannschaft mit dem größten Herzen hat dieses einmalige Erlebnis möglich gemacht und Hans Zach setzte noch einen obenauf, indem er nach der Pressekonferenz sagte: <i> „Es ist einmalig, was die Mannschaft den Zuschauern und mir gegeben hat. Das ist nur mit einer Meisterschaft vergleichbar. Für mich sind wir schon der wahre Meister. Wir haben großartig gekämpft und die Spieler haben einen unglaublichen Willen gezeigt. Da macht uns in Deutschland keiner etwas vor“</i>
 
Gefeiert wurde noch lange in dieser unbeschreiblichen Nacht, doch am nächsten Morgen setzte bei den Verantwortlichen sofort die gewohnte Betriebsamkeit ein, um für das alles entscheidende Spiel in Berlin alles vorzubereiten. Das Mannschaftshotel musste gebucht werden, Trainingszeiten auf dem Eis mussten mit den Berlinern vereinbart werden, schließlich wollte die Mannschaft auf verpflegt werden, Eintrittskarten für Fans und VIPs mussten geordert werden und schließlicheine nicht unerhebliche Anzahl an Einzel- und Doppelzimmern für den Fan und VIP-Troß gebucht werden.
 
Am Freitag machten sich dann über 1200 Fans auf den Weg nach Berlin, sicherlich wäre noch der ein oder andere mehr in Richtung Hauptstadt aufgebrochen, wenn die Berliner nicht schon seit zwei Tagen „ausverkaufte Halle“ gemeldet hätten. Dies war eine nette „Finte“ der Berliner Verantwortlichen, die wohl vor unseren stimmgewaltigen und sehr kreativen Fans ein klein wenig Angst hatten, denn selbst am Freitag Mittag waren an den Vorverkaufsstellen sogar noch Sitzplatzkarten zu erwerben und an der Abendkasse lagen bestimmt auch noch einmal an die 600 Karten. Doch was solls…Die Fans haben sich auf den Weg gemacht, um ihre Mannschaft zu feiern, egal wie dieses Spiel ausgehen mochte. Greg Evtushevski war wieder mit im Gespann obwohl ihm im Wechsel die Gruppe und eine Muskelverletzung sehr stark zusetzte, aber nach dem ersten Drittel konnte er aufgrund der Muskelverletzung nicht mehr weiterspielen. So musste Hans Zach erneut die Reihen umstellen und [[Vitalij Grossmann]] rückte in die erste Reihe auf. 2:0 führten die Devils nach dem ersten Drittel, und als dann auch noch [[Jaro Mucha]] mit einer Gesichtsverletzung nach einem „Zusammenprall“ mit dem Schläger von Thomas Schinko mit sechs Stichen genäht werden musste und somit ebenfalls nicht mehr zur Verfügung stand, war der Spielfluß der Huskies im Mitteldrittel dahin. Christian Brittig erhöhte auf 3:0, bevor es erneut in die Kabinen ging. In der 41. Spielminute konnte Mike Millar das 3:1 erzielen. Wie in den Spielen zuvor, spielten die Huskies im letzten Drittel den Gegner förmlich an die Bande, doch zählbares sprang nicht mehr heraus.
 
Die Fans waren mit ihrem Huskies aber trotzdem mehr als zufrieden, die zeigt allein die Tatsache, dass sie auf die Berliner Sprechchöre: „Huskies, ihr könnt nach Hause fahr’n“ ihnen die passende Antwort gaben in Form von: „Devils, uns ist das scheißegal!“
Ja, und dann kamen die letzten Sekunden der Saison 95/96 für unsere Huskies. Die Fans feierten, die Spieler und Hans Zach begaben sich zum „Shake Hands“ auf das Eis und sahen dabei doch ein wenig traurig aus. Sie hatten sich mehr ausgerechnet in dieser Partie, und Peter Kwasigroch ärgerte sich noch eine Stunde später über so manche Aktion des Schiedsrichters. Doch sie liefen noch eine Ehrenrunde auf dem Eis und gönnten sich danach in der Kabine erst einmal ein Bier, das sie sich auch mehr als verdient hatten. Viele Spieler wurden auch ganz nachdenklich und ließen die Saison noch einmal Revue passieren oder saßen ganz still in einer Ecke der Kabine.


== Allgemeine Lage der Liga ==
== Allgemeine Lage der Liga ==