Bearbeiten von „Milan Mokroš

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=== Persönliches ===
=== Persönliches ===
'''Reise in die Vergangenheit'''<br>
'''Reise in die Vergangenheit'''
VON GERALD SCHAUMBURG<br>
VON GERALD SCHAUMBURG
Früher, zu Zeiten des „kalten Kriegs", blickt Milan Mokros zurück, bereitete ihm schon der Flug über den „Eisernen Vorhang" zu den Eishockey-Spielen nach Berlin ein mulmiges Gefühl. Zu frisch war noch die Erinnerung an die Jugend in der damaligen Tschechoslowakei, längst noch nicht vergessen waren der Drill, die Flucht und ihre Folgen. Doch heute, sagt das Verteidiger- Urgestein der Kasseler Huskies im Einvernehmen mit seinem Weggefährten [[Jaroslav Mucha]], heute ist die „Reise in die Vergangenheit" zum Trainingslager in Nymburg nahe Prag nichts Außergewöhnliches mehr. „Klar, meine Familienangehörigen aus Karvina werden zu Besuch kommen. Aber nach 14 Jahren der Trennung lebt man sich auseinander. Ich trainiere dort, erledige meine Arbeit. So wie ich es im Schwarzwald, in der Schweiz oder in Kanada tun würde."  
Früher, zu Zeiten des „kalten Kriegs", blickt Milan Mokros zurück, bereitete ihm schon der Flug über den „Eisernen Vorhang" zu den Eishockey-Spielen nach Berlin ein mulmiges Gefühl. Zu frisch war noch die Erinnerung an die Jugend in der damaligen Tschechoslowakei, längst noch nicht vergessen waren der Drill, die Flucht und ihre Folgen. Doch heute, sagt das Verteidiger- Urgestein der Kasseler Huskies im Einvernehmen mit seinem Weggefährten [[Jaroslav Mucha]], heute ist die „Reise in die Vergangenheit" zum Trainingslager in Nymburg nahe Prag nichts Außergewöhnliches mehr. „Klar, meine Familienangehörigen aus Karvina werden zu Besuch kommen. Aber nach 14 Jahren der Trennung lebt man sich auseinander. Ich trainiere dort, erledige meine Arbeit. So wie ich es im Schwarzwald, in der Schweiz oder in Kanada tun würde." Damals aber war es „MM" schwer ums Herz, im Sommer '81, als er „Kopf und Kragen riskierte um 'rauszukommen aus der Tschechei". Als 18jähriger hatte der Jung-Verteidiger den Sprung geschafft in die Erstliga-Garde von Vitkovice. Als Jugendlicher hatte er frühmorgens von 5.30 bis 7 Uhr trainiert, vor der Schule noch, hatte die Koffer der Stars geschleppt und deren Demütigungen ebenso eingesteckt wie die Schläge. Aber Milan Mokros hatte nie sein Ziel aus den Augen verloren: Die nordamerikanische Profi-Liga NHL. An seinem 24. Geburtstag, dem 4. Juli 1981, brach Mokros auf in eine andere Welt. Über Jugoslawien führte seine dramatische Flucht zu Freunden nach Ravensburg und weiter nach Rosenheim. Dort war Mokros' Landsmann Dr. Pavel Wohl seinerzeit Trainer, doch der heimlich fixierte Vorvertrag wurde nicht bestätigt. Mokros: „Dr. Wohl bekam Druck aus der Heimat. Meine Mutter und mein Bruder wurden jeden zweiten Tag verhört, sie sollten mich zur Rückkehr bewegen. Schließlich wurde ich in Abwesenheit zu einem Jahr Haft wegen Republikflucht verurteilt." Im „goldenen Westen" putzte Milan Mokros zunächst Klinken. Beim Berliner Schlittschuh- Club hatte er die Koffer kaum ausgepackt, da ging der BSC pleite. Mokros zog weiter zum Probetfaining nach Düsseldorf- und wurde eingestellt. Die international übliche 18- Monats-Sperre aber überbrückte er in Amerika bei den Birmingham South Stars, einem Farmteam der Minnesota North Stars. Die Hoffnung auf die NHL zerstob rasch, in Düsseldorf aber faßte Mokros dann endgültig Fuß. Und am Rhein kreuzten sich dann auch erstmals bewußt die Wege mit [[Jaroslav Mucha]]. Der war im tschechischen Laun großgeworden, hatte als 19jähriger beim Armeeklub Pisek gespielt und dann in Liberec. Nach drei Jahren vergeblichen Wartens auf die offiziell beantragte Ausreisegenehmigung wurde er mit einem Angebot vom Erstligisten Pardubitz geködert. Doch Mucha wählte im Mai 1980 die Freiheit, gemeinsam mit Stürmer Frantisek Chlpac. Verwandte in Bayern und Landsmann Petr Hejma ebneten den Weg nach Düsseldorf, wo er mit drei Toren und zwei Vorlagen gegen Schwenningen einen tollen Einstand feierte. Gemeinsam mit Mokros bildete er bald ein überragendes Abwehr- Bollwerk, das später auch in Frankfurt und Kassel dominierte. „Wir haben einiges durchgemacht", blickt Mucha zurück, „aber es hat sich gelohnt." Beide würden den großen Schritt in die andere Welt sofort wieder tun, Mucha freilich am liebsten nach Amerika. „Deutschland ist unsere Heimat", sagen beide ohne jede Einschränkung. „In der Tschechei hat sich vieles gewandelt, das ist ein anderes Land geworden", sagt Jaro Mucha, und „die Leute dort sind abgezockter als die Wessis". Nein, so richtig wohl fühlt er sich nicht mehr in der alten Heimat, die Drähte zur Familie hatte er ohnehin frühzeitig gekappt. Das Trainingscamp in Nymburg und nächste Woche in Ölmütz ist für den bald 39 Jahre alten Haudegen heute nichts Besonderes mehr, sondern einfach nur lästig.
 
Damals aber war es „MM" schwer ums Herz, im Sommer '81, als er „Kopf und Kragen riskierte um 'rauszukommen aus der Tschechei". Als 18jähriger hatte der Jung-Verteidiger den Sprung geschafft in die Erstliga-Garde von Vitkovice. Als Jugendlicher hatte er frühmorgens von 5.30 bis 7 Uhr trainiert, vor der Schule noch, hatte die Koffer der Stars geschleppt und deren Demütigungen ebenso eingesteckt wie die Schläge. Aber Milan Mokros hatte nie sein Ziel aus den Augen verloren: Die nordamerikanische Profi-Liga NHL. An seinem 24. Geburtstag, dem 4. Juli 1981, brach Mokros auf in eine andere Welt. Über Jugoslawien führte seine dramatische Flucht zu Freunden nach Ravensburg und weiter nach Rosenheim. Dort war Mokros' Landsmann Dr. Pavel Wohl seinerzeit Trainer, doch der heimlich fixierte Vorvertrag wurde nicht bestätigt. Mokros: „Dr. Wohl bekam Druck aus der Heimat. Meine Mutter und mein Bruder wurden jeden zweiten Tag verhört, sie sollten mich zur Rückkehr bewegen. Schließlich wurde ich in Abwesenheit zu einem Jahr Haft wegen Republikflucht verurteilt."
 
Im „goldenen Westen" putzte Milan Mokros zunächst Klinken. Beim Berliner Schlittschuh- Club hatte er die Koffer kaum ausgepackt, da ging der BSC pleite. Mokros zog weiter zum Probetfaining nach Düsseldorf- und wurde eingestellt. Die international übliche 18- Monats-Sperre aber überbrückte er in Amerika bei den Birmingham South Stars, einem Farmteam der Minnesota North Stars. Die Hoffnung auf die NHL zerstob rasch, in Düsseldorf aber faßte Mokros dann endgültig Fuß. Und am Rhein kreuzten sich dann auch erstmals bewußt die Wege mit [[Jaroslav Mucha]]. Der war im tschechischen Laun großgeworden, hatte als 19jähriger beim Armeeklub Pisek gespielt und dann in Liberec. Nach drei Jahren vergeblichen Wartens auf die offiziell beantragte Ausreisegenehmigung wurde er mit einem Angebot vom Erstligisten Pardubitz geködert. Doch Mucha wählte im Mai 1980 die Freiheit, gemeinsam mit Stürmer Frantisek Chlpac. Verwandte in Bayern und Landsmann Petr Hejma ebneten den Weg nach Düsseldorf, wo er mit drei Toren und zwei Vorlagen gegen Schwenningen einen tollen Einstand feierte. Gemeinsam mit Mokros bildete er bald ein überragendes Abwehr- Bollwerk, das später auch in Frankfurt und Kassel dominierte.
 
„Wir haben einiges durchgemacht", blickt Mucha zurück, „aber es hat sich gelohnt." Beide würden den großen Schritt in die andere Welt sofort wieder tun, Mucha freilich am liebsten nach Amerika. „Deutschland ist unsere Heimat", sagen beide ohne jede Einschränkung. „In der Tschechei hat sich vieles gewandelt, das ist ein anderes Land geworden", sagt Jaro Mucha, und „die Leute dort sind abgezockter als die Wessis". Nein, so richtig wohl fühlt er sich nicht mehr in der alten Heimat, die Drähte zur Familie hatte er ohnehin frühzeitig gekappt. Das Trainingscamp in Nymburg und nächste Woche in Ölmütz ist für den bald 39 Jahre alten Haudegen heute nichts Besonderes mehr, sondern einfach nur lästig.


Quelle: HNA vom 15.08.1995
Quelle: HNA vom 15.08.1995

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