Mi. 08.08.1990 - 18:00 Uhr Kristall Elektrostal - EC Kassel 9:3 (3:0/3:1/3:2)

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Zwei Reihen trotz 3:9 schon in Form

Jaroslawl. „Seit 15 Jahren spiele ich jedes Jahr um diese Zeit gegen russische Mannschaften", sagt Uli Egen mit deutlichem Frust in der Stimme, „und jedesmal sieht man schlecht aus." Nein, so rechte Lust habe er da schon nicht mehr, „man weiß ja immer schon vorher, wie es ausgeht". Für den 33jährigen Egen und die neuformierte Garde des Eishockey- Clubs Kassel setzte es auch im zweiten Spiel des Trainingslagers im russischen Jaroslawl eine deftige Niederlage. Doch wie schon bei der Saisonpremiere gegen Torpedo zogen sich die Blau-Weißen auch beim 3:9 (0:3, 1:3, 2:3) gegen Zweitliga- Meister Kristall Elektrostal überaus achtbar aus der Affäre, hatten bei zwei Pfostenschüssen aber nicht das Glück der Tüchtigen. „In den letzten zehn Minuten waren wir schon viel besser in Schwung, da klappte das Freilaufen überraschend gut", lautete die erste Bilanz von Spieltrainer Peter Roedger. Er sah einen ersten Sturm, in dem die Scheibe trotz einiger Fehlpässe schon recht gut lief, und eine zweite Reihe, die auf Anhieb gut harmonierte. Hager hatte den Platz von Kubiak eingenommen, Major war neben Mittelstürmer Hartfuß auf die ungeliebte Linksaußenposition gewechselt. ,Ich habe fünf Kilo abgenommen", flachste Major, „da kann ich auch mal auf der linken Seite stürmen." Der Ex-Nauheimer zählte wie schon im ersten Spiel zu den besten Kasselern, bei denen Hagers Zweikampfstärke ebenso imponierte wie Torwart Dahlems Sicherheit mit der Fanghand. Er ist gewiß mehr als nur Ersatz für den abgewanderten Wiegmann. Noch Defizite Eindeutige Defizite wies gegen die Moskauer Vorstädter noch das Defensiwerhalten einiger ECK-Stürmer aus. Erwies sich die dritte Linie mit Kubiak und Thom neben dem laufstarken Kolodziejczak im Rückwärtsgang als aggressiv und engagiert, so wird für die anderen Reihen die Rolle des zurückhängenden defensiv orientierten Spielers in den nächsten Tagen besser zu definieren sein. Abstimmungsprobleme in diesem Bereich konnten auch durch eine Leistungssteigerung der drei Verteidigungspaare nicht kompensiert werden. Die Folge waren wiederum viele Gegentreffer, denen die ECK-Kracks nur drei eigene Erfolge entgegensetzen konnten. Interessant, daß sich mit Schnobrich und Patchkalin jene beiden Stürmer in die Torschützenliste eintrugen, die im Trainingslager an der Wolga unfreiwillig für den meisten Gesprächsstoff sorgen. Ist es doch die Besetzung der zweiten Ausländerstelle neben dem unumstrittenen Verteidiger Kolzow, die lange Debatten zwischen den Funktionären von Torpedo Jaroslawl und ECK einerseits sowie intern zwischen Kasseler Spielern und Verantwortlichen andererseits auslöst. Diese Frage wird sicher auch noch einige Zeit ein Reizthema sein, denn die von den ECK-Funktionären gestern gefällte Entscheidung, auch Viktor Patchkalin schon nächste Woche nach Kassel zu holen, wird von der Mannschaft offenbar nicht mitgetragen. Der 37jährige soll als «dritter Mann für Notfälle, eindeutig definiert als Ersatzspieler, die personelle Basis der Mannschaft optimieren", so ein Vorstandssprecher. Man vertraue im übrigen, voll auf das starke amerikanisch-russische Tandem. Spielertrainer Roedger, der sich schon im Frühsommer unmißverständlich gegen drei Ausländer im Team ausgesprochen hatte, befürchtet trotz des Freibriefs lähmenden Erfolgsdruck für Torjäger Tim Schnobrich und permamente Unruhe in der Mannschaft. „Patchkalin ist nicht unser Mann", stellt Roedger verärgert fest. „Warum holen wir nicht vier oder am besten gleich fünf Ausländer? Dann können wir sie wechseln wie die Hemden..." Professionelle Einstellung Die Funktionäre jedenfalls haben den Schwarzen Peter im Aufstellungspoker kurzerhand an Roedger und seine Mitstreiter weitergereicht, zumal Patchkalin kein großer Kostenfaktor ist. „Wenn die Mannschaft ihn akzeptiert, ist es gut. Will sie ihn nicht, wird er sich in der zweiten Garnitur oder bei der Jugend fithalten und auf seinen Einsatz warten", vertrauen die „Macher" auf die professionelle Einstellung und Loyalität des Torpedo-Routiniers.

EC Kassel: Dahlem (30. Kontny) - Lammel - Koizow - Roedger, Synowiec - Tabert, Feigl - Ölender, Egen, Schnobrich - Major, Hartfuß, Hager - Kubiak, Kolodziejczak, Thom - Patschkalin.


ECK-Tore: 1:5 (33:11) Schnobrich (Patchkalin/Egen - 5:4), 2:9 (53:41) Kolodziejczak (Kubiak), 3:9 (54:53) Patchkalin (Hartfuß).