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So. 08.04.1990 - 19:00 Uhr EC Kassel - EC Bad Nauheim 5:1 (1:0/2:0/2:1): Unterschied zwischen den Versionen

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(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Eissporthalle glich einem Tollhaus''' <br>Nach zweijähriger Zweitligaabstinenz hat der EC Kas- Aufstiegsrunde über den EC Bad Nauheim: „Der ECK ist wieder …“)
 
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<br>Schiedsrichter Weigelt (Hamburg).
<br>Schiedsrichter Weigelt (Hamburg).
Zuschauer: 4200<br><br>'''Quelle: HNA'''
Zuschauer: 4200<br><br>'''Quelle: HNA'''
<br><br><br>
'''Finale mit Tänzen, Zigarren und Striptease'''
<br>Die Schlußsirene brachte
die Erlösung, ließ am Sonntagabend
um 21.48 Uhr Dämme brechen: auf
den rappelvollen Rängen der Kasseler
Eissporthalle fielen sich wildfremde
Menschen in südländischer
Begeisterung freudetrunken in die
Arme, auf dem Eis verschmolzen
Fans, Funktionäre und Spieler zu einem
taumelnd-tänzelnden Wall triefnaßer
Leiber. Die Mischung aus
Schweiß, Bier und Sekt spülte allen
nervlichen Ballast des „Siegen-müssens"
hinweg, hob die „Großfamilie"
EC Kassel auf eine für nordhessischen
Verhältnisse ungeahnte Begeisterungswoge.
„Der ECK ist wieder da"; brüllten
%fö#rausende ihr neues Wir-Gefühl
aus den Lungen, vertrieben - kaum
da das fast schon aus den Augen verlorene
Ziel doch noch erreicht worden
war - prompt ihren Alptraum
lautstark aus dem Sinn. „Nie wieder
Oberliga", flehten die Eishockey-
Freunde der Region, nachdem der EC
Kassel in einem ebenso begeisternden
wie zehrenden Kraftakt den
Sprung in die zweite Bundesliga sichergestellt
hatte. Mit 5:1 wurde gegen
den EC Bad Nauheim das letzte
von sage und schreibe 54 (!) Punktspielen
gewonnen, durch Tore von
Schnobrich (2), Brand, Tarves und
Major praktisch in letzter Sekunde
der zum Aufstieg ausreichende sechste
Tabellenplatz erklommen.
Dem ersten Ansturm der (bisweilen
fast schon brutalen) Souvenirjäger
eben noch entkommen, blieben
die Cracks auch in der Kabine nicht
von ihren geradezu berauschten Anhängern
„verschont". Der erste Türsteher,
ein gewiß nicht schmalbrüstiges
Mannsbild, gab nach 20 Minuten
seine Stellung auf, Masseur Kai Thöne
und Teamarzt Doktor Wolf Jockei
hielten zumindest einige Minuten die
letzte Bastion. Erst ein Machtwort
von Herbert Heinrich bremste den
Ansturm der Fans, ermöglichte erste,
Glückwünsche von Frauen und
Freundinnen.<br><br>
„Vielleicht kapiere ich das, was
hier passiert ist, wenn ich auf dem Eis
noch eine Runde drehe", stammelte
der von Grippe, Kampf und Jubel arg
mitgenommene Peter Roedger auf
dem Weg zu seinem x-ten Bad in der
Menge.<br><br>
Der Spielertrainer kam kaum dazu,
die langjährigen Weggefährten Herbert
Heinrich und Artur Berwald mit
feinen Geschenken aus dem Kreis
der Mannschaft zu verabschieden,
zu turbulent war das Geschehen.
Tim „Snoopy" Schnobrich ramponierte
seine Kufen bei ausgelassenen
Freudentänzen mit völlig verblüfften
Anhängern auf den Rängen, die Kanadier
Eric Thurston und Shane Tarves
packten nach altem Brauch dicke
Zigarren aus, Sascha Schardt - zuvor
gegen den Nauheimer Smol noch mit
einer völlig unnötigen Boxeinlage -
legte Schulter-, Ellbogen- und Knieschutz
bei unpassend dröhnender
Striptease-Musik ab, und Oldtimer
Herbert Heinrich freute sich mit
kunstvoll gestricktem Fan-Pullover
über den stimmungsvollen Ausklang
seiner Laufbahn, als nur noch ein
einsames Glas Senf den Kühlschrank
füllte.<br><br>
„Jetzt müßte ich eigentlich aufhören",
flachste der noch ältere Shane
Tarves, der sich nach dem ESG-Konkurs
einen solchen Triumph immer
gewünscht hatte. Mit 123 Scorerpunkten
(56 Tore und 67 Pässe) behauptete
der Super-Techniker immerhin
Rang zwei der internen Statistik,
nur übertroffen von Publikumsliebling
„Snoopy" (stolze 164), der
mit 95 Treffern knapp ein Drittel aller
ECK-Tore (319) dieser Saison
schoß. Als bester Vorbereiter glänzte
Thurston mit 77 Beihilfen (+ 41 Tore
«118 Punkte), erfolgreichster „Kasseler
Junge" war mit 30 Zählern
(17 + 13) Ralf Kubiak.
Mit drei Vorlagen steht auch jener
Mann zu Buche, dessen fantastische
Paraden Grundlage für so manchen
Sieg waren: Torwart Josef „Seppi"
Kontny. Der Bayer zählt neben
Roedger und Schnobrich zu den Vätern
des Erfolges, „den uns nach der
Niederlagenserie im März doch keiner
mehr zugetraut hat". Das 4:14-
Debakel in Hamburg und die nachfolgend
vernichtende Kritik habe
doch „so manche in der Mannschaft
wachgerüttelt". Die interne Aussprache
nach dem Krefeldspiel jedenfalls
sieht Kontny gar als „Wendepunkt
zum Guten". In einer Saison, die viele
Höhepunkte und nur ein einziges,
kleines Formtief brachte...<br><br>'''Quelle: HNA'''